I QUATTRO LIBRI DELL'ARCHITETTURA

Von der Unterteilung der Zimmer und anderer Räumlichkeiten

 

DAMIT DIE Häuser von der Familie ihrem Zweck entsprechend genutzt werden können, ohne daß diese Zweckmäßigkeit größten Tadels würdig wäre und eher Lob verdiente, so ist darauf zu achten, daß nicht nur die Hauptteile, die Loggien, Säle, Höfe, Herrschaftsräume und weite, helle und leicht zusteigende Treppen, sondern auch die kleinsten und unscheinbarsten Gebäudeteile dort verwendet werden, wo sie den größeren und würdigeren nützlich sind. Denn wie auch im menschlichen Körper einige edle und schöne Teile und einige eher unedle und häßliche anzutreffen sind, die für jene offensichtlich außerordentlich notwendig sind und ohne die die ersteren nicht sein könnten, so müssen auch in den Bauwerken neben einigen ansehnlichen und ehrenvollen auch einige weniger elegante Gebäudeteile vorhanden sein, von denen die erstgenannten jedoch nicht unbeeinflußt bleiben können und die so einen Teil ihrer Würde und Schönheit einbüßen. Aber Gott der Herr hat die Teile, die am schönsten sind, an jene Stellen gesetzt, auf die der Blick zuerst fällt, die weniger ehrenvollen Teile aber an versteckte Orte. Und so ordnen auch wir beim Bauen die hauptsächlichen und ansehnlichsten Gebäudeteile offen und die weniger schönen an den unseren Augen am verborgensten liegenden Stellen an, damit so alle Häßlichkeiten des Hauses und all jene Dinge, die einen in Verlegenheit bringen und die die schönen Teile häßlich machen würden, untergebracht werden können.

Deshalb lobe ich es, daß an der tiefsten Stelle eines Gebäudes, die ich immer etwas unter die Erde lege, nämlich die Keller, die Holzmagazine, die Vorratskammern, die Küchen, die Stuben, die Waschküchen, die Öfen und dergleichen mehr, was zum alltäglichen Gebrauch zählt, angelegt werden. Daraus zieht man zwei Vorteile; der eine ist der, daß der obere Teil des Gebäudes ganz frei bleibt, und der andere, nicht weniger wichtige Vorteil ist der, daß der obere Teil gesünder zum Wohnen wird, da sein Fußboden fern von der Feuchtigkeit der Erde liegt. Außerdem ist der obere, erhöhte Gebäudeteil von außen anmutiger anzusehen und gibt auch einen schöneren Blick nach außen frei. Im übrigen achte man bei dem Gebäude darauf, daß man in ihm große, mittlere und kleine Zimmer nebeneinander findet, damit man sich ihrer abwechselnd bedienen kann. Die kleineren unterteilt man, um daraus kleine Zimmer zu machen, in die man Studierräume oder Bibliotheken, Zimmer für Reitutensilien und andere Dinge unterbringt, die wir jeden Tag benötigen und die nicht gut in den Räumen aufgehoben sind, in denen man schläft, ißt oder Freunde empfängt.

Zur zweckmäßigen Anlage gehört weiterhin, daß die für den Gebrauch im Sommer bestimmten Räume weit, geräumig und nach Norden gerichtet sind und die für den Gebrauch im Winter vorgesehenen nach Süden und Westen und daß diese eher kleiner als die anderen sind. Suchen wir doch im Sommer den Schatten und die kühlen Winde und im Winter die Sonne. Auch erwärmen sich die kleinen Zimmer leichter als die großen. Aber jene Räume, deren wir uns im Frühling und Herbst bedienen wollen, sind nach Osten gerichtet und blicken auf die Zier- und Nutzgärten. Auf derselben Seite sind auch die Studierzimmer oder Bibliotheken untergebracht, da man sie mehr vormittags als zu sonstigen Tageszeiten benutzt. Aber die Einteilung in große, mittelgroße und kleine Räume muß so vorgenommen werden, daß, wie ich andernorts gesagt habe, ein Teil des Gebäudes mit den anderen Teilen korrespondiert und daß so der gesamte Baukörper in sich eine gewisse Übereinstimmung der Teile zeigt, die ihn schön und anmutig werden läßt. Aber da in den Städten fast immer entweder die Mauern des Nachbarhauses oder die Straßen und öffentlichen Plätze gewisse Grenzen setzen, über die sich der Architekt nicht hinwegsetzen kann, ist es notwendig, sich nach den Möglichkeiten der Bausituation zu richten, was, wenn ich nicht irre, durch die folgenden Grund- und Aufrisse, die auch als Beispiele für die im vorangegangenen Buch erwähnten Dinge gelten, gut beleuchtet wird.