I QUATTRO LIBRI DELL'ARCHITETTURA

Über die toskanische Ordnung

Abbildung

 

DIE TOSKANISCHE Ordnung ist, soviel Vitruv dazu sagt und was man auch wirklich sieht, die einfachste und schlichteste unter allen Ordnungen der Baukunst. Denn sie hat noch etwas von den ersten Ursprüngen behalten und es fehlen ihr all jene Verzierungen, die die anderen Ordnungen so ansehnlich und schön werden lassen. Diese Säulenordnung hat ihren Ursprung in der Toskana, einem der vorzüglichsten Landstriche in Italien, von dem sie auch ihren Namen erhalten hat.

Die Säulen einschließlich Basis und Kapitell sollen sieben Modul hoch sein, und sie verjüngen sich nach oben um den vierten Teil ihrer Dicke. Wenn aus der Toskana nur einfache Kolonnaden gemacht werden, dann kann man die Interkolumnien sehr groß machen, werden die Architrave doch nur aus Holz gemacht. Deshalb bleibt sie sehr zweckmäßig dem Gebrauch bei Villen, um Wagen und andere bäuerliche Geräte unterzustellen, und auch wegen der geringen Kosten. Wenn man die Tore und Loggien mit Bögen macht, sind die in der Zeichnung niedergelegten Maße dienlich. In der Zeichnung ist auch die Stellung und das Zusammenfügen der Steine zu erkennen, wie es meiner Meinung nach gemacht werden soll, wenn man in Stein baut. Dies habe ich bei den Zeichnungen zu den anderen vier Ordnungen ebenso gehalten. Dieses Zusammenstellen und Zusammenfügen der Steine habe ich vielen alten Bögen entnommen, wie man in meinem Buch über die Bögen sehen wird. Und darauf habe ich größte Sorgfalt verwendet.

Die Postamente, die man unter die Säulen dieser Ordnung setzt, haben die Höhe von einem Modul und werden ganz einfach gemacht. Die Höhe der Basis ist gleich der halben Dicke der Säule. Diese Höhe wird in zwei gleiche Teile geteilt. Davon bekommt einen Teil die Plinthe, die man mit dem Zirkel konstruiert. Den anderen teilt man viermal und gibt hiervon einen Teil der kleinen Leiste, die man auch noch ein wenig kleiner machen kann und die sonst Blättchen genannt wird und in dieser Ordnung nur ein Teil der Basis, sonst aber ein Teil der Säule ist. Die anderen drei Teile gibt man dem Torus oder Wulst. Diese Basis springt um den sechsten Teil des Säulendurchmessers vor. Das Kapitell hat die Höhe eines halben unteren Säulendurchmessers und ist in drei gleiche Teile aufgeteilt. Einen Teil gibt man dem Abakus, seiner Form wegen gewöhnlich Würfel genannt, den anderen dem Echinus. Der dritte teilt sich in sieben Teile. Davon bekommt einen Teil die kleine Leiste unter dem Echinus, die anderen sechs bleiben für den Hals übrig. Doppelt so hoch wie die kleine Leiste unter dem Echinus ist der Stab, dessen Mittelpunkt auf der Linie liegt, die lotrecht auf die genannte Leiste fällt, und über derselben lädt das Blättchen aus, das ebenso groß wie die kleine Leiste ist. Die Ausladung dieses Kapitells entspricht der Säule unten. Sein Architrav wird aus Holz und so hoch wie breit gemacht, und seine Breite reiche oben nicht über die Säule hinaus. Die Balken, die die Dachtraufe bilden, haben die Ausladung oder, so können wir sagen, den Vorsprung von einem Viertel der Säulenlänge. Dies sind die Maße der toskanischen Ordnung, wie Vitruv sie angibt.

Die Profile neben dem Grundriß der Basis und des Kapitells sind das Kämpfergesims der Bögen.
Wenn man aber die Architrave aus Stein macht, so halte man sich an das, was oben über die Interkolumnien gesagt worden ist. Man sieht einige alte Gebäude, von denen man sagen kann, sie seien nach dieser Ordnung gemacht worden, weil sie zum Teil dieselben Maße besitzen wie die Arena von Verona, das Theater in Pola und viele andere, von denen ich einige Profile der Basis, des Kapitells, des Frieses und des Gesimses wie auch einige der Kämpfer der Gewölbe übernommen habe, die in der letzten Tafel dieses Kapitels niedergelegt sind. Von allen diesen Gebäuden werde ich Zeichnungen in meinen Büchern über die Altertümer angeben.