I QUATTRO LIBRI DELL'ARCHITETTURA

Über die komposite Ordnung

Abbildung

 

DIE KOMPOSITE Ordnung, die man auch die lateinische nennt, da sie von den alten Römern erfunden worden ist, wird deshalb komposite genannt, weil sie an den beiden oben erwähnten Ordnungen teilhat . Sie ist das Regelhafteste und Schönste, das aus der lonika und der Korinthia zusammengestellt worden ist. Man macht sie viel schlanker als die Korinthia, und sie kann dieser in allen Teilen, außer bei den Kapitellen, angeglichen werden. Die Säule soll zehn Modul hoch sein. Bei dem Entwurf der einfachen Kolonnaden sind die Interkolumnien von ein und einem halben Durchmesser, und diese Art wird von Vitruv Pyknostylos genannt. Bei den Entwürfen zu den Bögen sind die Pfeiler halb so groß wie die lichte Bogenöffnung, und die Bögen sind zwei und ein halbes Quadro bis zur Wölbung hoch. Da man, wie gesagt, diese Ordnung viel schlanker als die korinthische machen soll, so hat ihr Postament den dritten Teil der Säulenhöhe und wird in acht und einen halben Teil geteilt. Einen Teil nimmt man für das Gesims der Basis und fünf und einen halben Teil für den Würfel. Die Basis des Postaments wird in drei Teile geteilt, von denen man zwei der Plinthe gibt und einen den Wülsten mit dem Karnies.

Die Basis der Säule sollte man als attische Basis anlegen wie bei der Korinthia. Man kann sie auch aus der attischen Basis und der Basis der lonika zusammensetzen, wie es auf der Zeichnung zu sehen ist [28]. Die Profile der Kämpfergesimse der Bögen sind neben der Zeichnung des Postaments angegeben. Seine Höhe ist so groß wie die des Pfeilers.

Das komposite Kapitell hat dieselben Maße wie das der Korinthia. Es ist von ihr aber durch die Volute, das Auge, den halbrunden Stab und den Eierstab unterschieden, die zu den der lonika zugehörigen Teilen zählen. Es wird auf folgende Weise gemacht: Von dem Abakus abwärts teilt man das Kapitell, wie bei der Korinthia, in drei gleiche Teile. Der erste Teil wird dem ersten und der zweite dem zweiten Blatt gegeben, der dritte der Volute, die in derselben Weise und mit denselben Konstruktionspunkten angelegt wird, wie es oben schon von der lonika gesagt wurde. Die Volute nimmt so viel von dem Abakus fort, daß sie scheinbar aus dem halbrunden Stab bei jener Blume herauswächst, die in der Mitte der Abakuskrümmung sitzt. Sie ist vorn so groß oder ein wenig größer als jener abgeschrägte Teil, der den Ecken des Abakus aufliegt. Der halbrunde Stab hat eine Dicke von drei Fünftel des Abakus. Sein unterstes Teil verläuft parallel zum unteren Teil des Volutenauges, kragt um drei Viertel seiner Höhe vor und geht mit seiner Ausladung mit der Krümmung des Abakus überein oder ein wenig darüberhinaus. Der Eierstab hat die Höhe von einem Drittel des halbrunden Stabes und eine Ausladung von etwas mehr als der Hälfte seiner Dicke. Er läuft unter der Volute um das Kapitell herum und ist immer zu sehen. Die Ringleiste, die unter dem Eierstab verläuft, bildet die Randleiste des glockenförmigen Kerns und besitzt die halbe Höhe des Eierstabes. Der Kern der Glocke entspricht unmittelbar dem Boden der Säulenkanneluren. Von diesem Typ habe ich ein Kapitell in Rom gesehen, von dem ich die genannten Maße übernommen habe, weil es mir als sehr schön und bestens ausgedacht erschien. Man sieht auch Kapitelle, die in einer anderen Weise gemacht worden sind und die ebenfalls komposite genannt werden können. Über sie werde ich in meinen Büchern über die Altertümer sprechen, in denen ich auch Abbildungen dazu beibringen werde.

Der Architrav, der Fries und das Gesims haben den fünften Teil der Säulenhöhe. Ihre einzelnen Teile lassen sich sehr gut nach dem, was ich bereits oben über die anderen Ordnungen gesagt habe, bestimmen und auch durch die einzelnen Zahlen, die ich dort den Abbildungen beigefügt habe.