I QUATTRO LIBRI DELL'ARCHITETTURA

Über die ionische Ordnung

Abbildung

 

DIE IONISCHE Säulenordnung entstand in der asiatischen Provinz lonien, und es steht geschrieben, daß der Tempel der Diana in Ephesus nach dieser Ordnung errichtet worden ist. Die Säule hat mit Kapitell und Basis eine Länge von neun Köpfen, das heißt Moduli; versteht man unter dem Kopf doch den unteren Durchmesser der Säule. Der Architrav, der Fries und das Gesims sind den fünften Teil der Säule hoch. Im Entwurf für die einfachen Kolonnaden betragen die Interkolumnien zweiundeinviertel Durchmesser. Dies ist die schönste und am besten zu gebrauchende Art der Säulenweiten. Vitruv nennt sie Eustylos. Bei den Bögen sind die Pfeiler den dritten Teil ihres Abstandes voneinander breit, und die Bögen selbst haben eine lichte Höhe von zwei Quadri.

Wenn unter die ionische Säule ein Postament gesetzt wird, wie es die Zeichnungen zu den Bögen darstellen, dann soll es so hoch sein wie die Hälfte der Bogenbreite im Lichten. Er wird in sieben und einen halben Teil geteilt, davon erhält die Basis zwei Teile, das Gesims einen. Vier und ein halber Teil bleiben für den Würfel, das heißt für die mittlere Fläche des Postamentes übrig. Die Basis der ionischen Ordnung ist einen halben Modul hoch und in drei Teile geteilt, einen Teil erhält die Plinthe mit einer Ausladung von vier und ein Achtel Modul. Die anderen zwei Teile teilt man wieder in sieben Teile, von denen drei dem Wulst gegeben werden. Die anderen vier teilt man wieder in zwei Teile, wovon einen die obere, den anderen die untere Hohlkehle erhält, die eine größere Vorkragung als die obere haben soll. Die Stäbe müssen den achten Teil der Hohlkehle haben, das Blättchen der Säule den dritten Teil des Stabes an der Basis. Ist die Basis aber mit einem Teil der Säule direkt verbunden, sollte man das Blättchen kleiner machen, wie ich schon bei der Dorika gesagt habe. Die Ausladung des Blättchens ist ebenso groß wie die bereits oben erwähnte. Dieses sind die Maße der ionischen Basis nach Vitruv. Da man aber bei vielen alten Gebäuden attische Basen an diesen Säulenordnungen bemerkte, die mir viel besser gefallen, habe ich oberhalb des Postamentes diese attische Basis mit jenem kleinen Stab gezeichnet. Dennoch habe ich nicht gezögert, auch jene Basis darzustellen, die Vitruv angibt.

Die Zeichnungen bei L stellen zwei verschiedene Entwürfe für die Kämpfergesimse der Bögen dar. Bei jedem von ihnen sind die Maße durch Nummern angegeben, die auf die Minuten des Moduls verweisen, wie ich es auch bei allen anderen Zeichnungen gemacht habe. Diese Gesimse sind um die Hälfte höher als die Pfeiler dick sind, die den Bogen über sich tragen.

Um das Kapitell zu machen, wird der Säulenfuß in achtzehn Teile geteilt, und neunzehn dieser Teile machen Breite und Länge des Abakus aus. Ebenso die Hälfte der Kapitellhöhe einschließlich der Volute, die eine Höhe von neun und einem halben Teil bekommt. Einen und einen halben Teil gibt man dem Abakus mit seinem Gesims, die anderen acht bleiben für die Volute, die man auf diese Weise konstruiert: Von dem Punkt aus, der vom äußersten Ende des Abschlußgesimses um einen der neunzehn Teile zur Mitte hin zurückgesetzt ist, zeichnet man eine lotrechte nach unten fallende Linie, die die Volute in der Mitte teilt. Diese Linie nennt man Kathete. Und in dem Punkt, der die Linie in einen oberen Abschnitt von vier und einem halben und in einen unteren von drei und einem halben Teil teilt, kommt das Zentrum des Volutenauges zu liegen, das einen Durchmesser von einem der acht Teile hat. Von dem genannten Punkt zieht man eine Linie, die die Kathete im rechten Winkel und überkreuz durchschneidet, wodurch die Volute in vier Teile geteilt wird. In das Auge legt man dann ein Quadrat, dessen Größe der halbe Durchmesser des genannten Auges ist. Man zieht diagonale Linien und setzt auf sie jene Punkte, in die man die festen Fußpunkte des Zirkels legt, um dann die Volute zu zeichnen. Von diesen Mittelpunkten gibt es dreizehn an der Zahl. In welcher Reihenfolge man sie gebraucht, das zeigen die Nummern in der Zeichnung. Der Stab der Säule endet gerade über dem Volutenauge. Die Voluten werden in der Mitte so dick gemacht wie der halbrunde Stab, der bis auf die Höhe des Volutenauges über den Abakus vorkragt. Die Kehle der Volute geht in den Schaft der Säule über. Der Stab der Säule läuft unter der Volute hindurch und ist immer zu sehen, wie der Grundriß zeigt. Es ist natürlich, daß eine so feine Sache, wie es die ausgeformte Volute nun einmal ist, einem solch harten Gegenstand wie dem Stab Platz macht. Und so weicht die Volute vor diesem immer gleichmäßig zurück.

An die Ecken der ionischen Kolonnaden oder Säulenumgänge pflegt man Kapitelle anzubringen, die nicht nur vorn Voluten haben, sondern auch an jenen Teilen, die gewöhnlich die Seiten des Kapitells bilden. Diese Kapitelle haben darum Fronten an zwei Seiten ausgebildet. Man nennt sie Eckkapitelle. Wie man sie macht, werde ich in meinem Buch über die Tempel zeigen.

Der Architrav, der Fries und das Gesims nehmen, wie gesagt, den fünften Teil der Säulenhöhe ein. Das ganze wird in zwölf Teile geteilt. Der Architrav hat vier Teile, der Fries drei und das Gesims fünf. Den Architrav unterteilt man in fünf Teile. Sein Gesims macht einen Teil aus, das übrige wird zwölf Mal geteilt. Drei Teile davon bekommt das erste Band mit seinem Stab, vier das zweite und fünf das dritte. Das Gesims teilt sich in sieben und dreiviertel Teile. Zwei davon erhalten Hohlkehle und halbrunder Stab, zwei die Kragsteine sowie drei und dreiviertel das Abschlußgesims und Karnies. Es springt so weit nach außen vor, wie es dick ist. Ich habe die Vorderseite, die Seite und den Grundriß des Kapitells, den Architrav, den Fries und das Gesims mit ihren entsprechenden Verzierungen gezeichnet.